2. Ausflug zur Orchesteraufnahme

Iwata:

(Nach dem Betrachten des Orchester-Videos) Ich wette, die Anwesenden haben sich köstlich amüsiert.

Yokota:

Stimmt. Dieses Mal haben viele Mitarbeiter gesagt, dass Sie sich die Einspielung unbedingt ansehen wollten, und ich wollte das ebenfalls, also ist der gesamte Entwicklungsstab losgezogen ...

Iwata:

Alle sind mitgegangen? Sie haben nicht nur einen Teil des Teams mitgenommen, sondern jeden Einzelnen, der mit der Entwicklung zu tun hatte?

Yokota:

Ja. Ich habe sie alle mit auf einen Ausflug genommen.

Iwata:

Ein Team-Ausflug ... das war aber ziemlich extravagant, Mr. Yokota (lacht).

Yokota:

Ja, sicher (lacht). Das wäre natürlich nicht möglich gewesen, wenn die „höheren Chargen“ das nicht abgesegnet hätten. Es war nicht genügend Platz im Saal für uns alle, also haben wir in Schichten zugesehen...

Iwata:

Und was hatte Mr. Miyamoto dazu zu sagen?

Yokota:

Der hatte nichts dagegen einzuwenden. Er meinte: „Das ist ja nicht weit weg, also warum nicht?“ – so was in der Art.

Iwata:

Aha.

Yokota:

Ich wollte einfach, dass alle das miterleben können – all diese Leute mit verschiedenen Instrumenten, die da ein Musikstück entstehen lassen.

Iwata:

Sie wollten ihnen zeigen, wie die Aufführung aussieht.

Yokota:

Ja, genau.

Iwata:

Wissen Sie, allein dadurch, dass man sich dieses Video ansieht, hört man der Orchestermusik an manchen Stellen ganz anders zu, nicht wahr? Wenn man sich einfach nur die CD anhört, weiß man ja nicht, welchen Ausdruck die Musiker beim Spielen haben oder um welche Art von Leuten es sich handelt. Ich glaube also, ich verstehe, was Sie erreichen wollten, als Sie beschlossen, dass alle Mitarbeiter dies sehen sollten.

Yokota:

Na, Gott sei Dank – was für eine Erleichterung (lacht).

Iwata:

Ich könnte mir vorstellen, dass dies vermutlich weitere Auswirkungen auf die Mitarbeiter gehabt hat. Vielleicht haben sich ihre Wahrnehmung der Musik und ihre Einstellung zu Teamwork geändert.

Yokota:

In der Tat. Einer der Designer sagte: „Wir müssen die Latte für unsere Bildqualität viel, viel höher legen, damit wir neben dieser Musik nicht untergehen!“, und einige Mitarbeiter, die sonst niemals zugeben würden, dass irgendetwas sie rührt, sagten: „Also, ich war wirklich bewegt“. Und was genau hat sie bewegt? Es ist zwar eine Orchesteraufnahme, aber das Orchester kann die Musik am Anfang nicht einfach so herunterspielen. Zunächst waren sie etwas unbeholfen. Sogar so unbeholfen, dass man sich fragte, ob das wirklich klappen würde.

Iwata:

Aber sie proben ein paar Mal, und dann sehen Sie, wie sie vor Ihren Augen besser werden.

Yokota:

Genau. Man erkennt die Konzentration und das Bewusstsein der Profis, die alle darauf hinarbeiten, diese eine Sache zu perfektionieren. Dieser Aspekt wurde selbst Leuten klar, die gar nichts mit Musik zu tun haben; ich habe viele sagen hören: „Das ist wie das Entwickeln eines Spiels, findest du nicht?“

Iwata Asks
Iwata:

Beim Erstellen eines Spiels tastet man erst blind umher und nähert sich dann mehr und mehr der Perfektion. In dieser Hinsicht ähnelt es wirklich einer Orchesteraufführung.

Yokota:

Ja. Wenn nicht alle Beteiligten aus allen verschiedenen Sektionen ihr ganzes Können einsetzen, kommt keine perfekte Musik dabei heraus. Das hat mich wirklich an die Erstellung eines Spiels erinnert.

Kondo:

Die Musiker waren extrem professionell; sie haben die Hand gehoben und gesagt: „Darf ich das bitte noch einmal spielen?“, selbst wenn niemand irgendein Problem bemerkt hatte.

Iwata:

Das hat mir auch Mr. Miyamoto erzählt. Die engagierte Einstellung der Musiker hat wirklich Eindruck auf ihn gemacht. Er fand es interessant, wie die Musiker immer wieder um Wiederholungen baten, obwohl niemand einen Fehler bemerkt hatte, und den Abschnitt dann wiederholten, bis sich das Ganze allmählich zusammenfügte.

Yokota:

Ich war wirklich beeindruckt von ihrer Einstellung. Sie beendeten eine Einspielung, und gerade als wir dachten, wir hätten eine tolle Aufnahme und könnten jetzt zum nächsten Stück übergehen, sagte jemand: „Nein, Moment!“

Iwata:

Nicht nur das, sondern die anderen Musiker haben auch nicht protestiert. Alle haben an einem Strang gezogen, und gerade was die Korrektur von Fehlern betraf, schien es eine sehr offene Atmosphäre zu sein.

Yokota:

Ja, stimmt. Einer korrigierte etwas, ein anderer zog nach, und dann kamen immer mehr, hoben die Hände und sagen: „Ich auch!“ Ich hätte ehrlich nicht sagen können, wo irgendwelche Fehler gemacht worden waren, aber auch ich habe gemerkt, dass es immer besser und besser wurde.

Iwata:

Mr. Nagamatsu, was meinen Sie?

Nagamatsu:

Als Student war ich mal im Orchester und in einer Blaskapelle ...

Iwata:

Sie haben ein Instrument gespielt?

Nagamatsu:

Ja, und ich habe außerdem Lieder für die Blaskapelle geschrieben.

Iwata:

Sie kannten dieses Umfeld also bereits. Was waren Ihre Eindrücke, als Sie diese Aufnahmesitzung angesehen haben?

Nagamatsu:

Ich war sehr bewegt. Das war wirklich ein ganz anderes Kaliber. Die Leute, die für diese Aufnahme zusammengekommen waren, waren die Besten der Besten, echte Profis.

Iwata:

Wie viele waren es denn?

Yokota:

Allein im Orchester sechzig Mann. Beim letzten Mal waren es fünfzig, auch in dieser Hinsicht schien alles diesmal eine Nummer größer zu sein. Und nicht nur die Musiker waren absolute Profis, sondern auch der Dirigent. Ein Mann namens Taizou Takemoto 4... 4Taizou Takemoto: Ein Dirigent, der in unterschiedlichsten Genres aktiv ist, darunter auch Filmmusik und Spielemusik, dessen Hauptfokus jedoch auf klassischer Musik liegt.

Iwata:

Mr. Takemoto, der das Smash-Bros.-Konzert 5 abgehalten hat? Ich hatte das große Glück, ihn zu treffen und mich mit ihm unterhalten zu dürfen. 5Smash-Bros.-Konzert: Das „Super Smash Bros. Melee Orchestral Concert“, das im August 2002 in Tokio stattfand. Ausrichter waren Nintendo und HAL Laboratory, Inc.

Yokota:

Ach ja, stimmt. Dieses Mal haben wir Mr. Takemoto vor der Aufnahme zu Nintendo eingeladen, wo er sich die Demomusik anhören konnte. Als wir ihn fragten, ob er zunächst nur die Musik alleine hören wolle, sagte er: „Die Spieler hören die Musik auch nicht isoliert und spielen vermutlich auch mit eingeschalteten Geräuscheffekten, also lassen Sie mich bitte auch die Geräuscheffekte hören“.

Iwata:

Mr. Takemoto wollte also erst den Stock schwingen, nachdem er die Rolle der Hintergrundmusik als Ganzes im Spiel verstanden hatte?

Iwata Asks
Yokota:

Ja, genau.

Iwata:

Das passt genau zu dem, was wir vorher bereits bei den Musikern gesehen haben – sie wussten welche Rolle sie zu erfüllen hatten und haben immer weiter nach Perfektion gestrebt, selbst nachdem die Aufnahme schon abgenickt worden war.

Yokota:

Stimmt genau.

Nagamatsu:

Ein echter Profi unter Profis.

Yokota:

Außerdem mag Mr. Takemoto Spiele. Während unserer Besprechung verwendete er ganz selbstverständlich Spielterminologie. Wir sagten beispielsweise: „Das ist der letzte Bosskampf, da hätten wir gerne, dass Sie ernsthaft und gewichtig dirigieren“, und er sagte: „Im Kampf mit dem "letzten Boss", alles klar“ (lacht).

Nagamatsu:

Und als er dann dirigierte, war es sehr beeindruckend, wie er diese Dinge den Musikern erklärte. Da sagte er Sachen wie: „Das nächste Stück untermalt den dramatischen Zusammenstoß mit dem letzten Boss!“

Iwata Asks
Iwata:

(lacht)

Yokota:

Oder: „Dies ist die Szene, in der die Prinzessin gerettet wird, also spielt alle wie Helden!“

Iwata:

So was hat er während des Dirigierens gesagt? Das muss ja geradezu elektrisierend gewesen sein!

Kondo:

Nicht nur das, sondern es ist auch eine Freude, Mr. Takemoto beim Dirigieren zuzusehen. Wie er seine Hände bewegt – das reinste Ballett! Und die Musik für die Wüstenszene hat er dirigiert als tanze er.

Yokota:

Er hat seinen Körper dabei verrenkt wie man es bei arabischen Tänzen tut.

Iwata:

Wow ...

Kondo:

Ich fand das ziemlich umwerfend, wie er die Atmosphäre beim Dirigieren nicht nur durch Worte sondern auch durch seinen Körper vermittelt hat.

Yokota:

In dem Video, das Sie gerade gesehen haben, gab es eine Szene, in der Mr. Takemoto eine Menge Spaß beim Dirigieren zu haben schien. Wenn der Dirigent so agiert, spüren die Musiker, dass sie Musik spielen müssen, die erfreulich und vergnüglich ist, und strengen sich noch mehr an. Daher glaube ich, dass die Musik sogar im Vergleich zum vorherigen Spiel noch emotionsgeladener ist.