6. New Super Mario Bros. Mii

Iwata:

Ich glaube, Leute auf der ganzen Welt sind gespannt darauf herauszufinden, wie Mario- und Zelda-Spiele sich mit Wii U verändern werden. Was können Sie uns dazu sagen, Mr. Miyamoto?

Miyamoto:

Hm ...darüber darf ich wirklich noch nicht viel sagen, aber Nintendo wechselt jetzt zu einer neuen HD-Grafikdimension, bei der wir Shader9 u. ä. verwenden. Insofern ist es ... wie soll ich sagen? ... Ich glaube, die Spieler können sich auf eindringlichere, intensivere Erfahrungen freuen als bisher. 9 Shader: Eine Methode der Grafikverarbeitung, die Licht und Schatten darstellt.

Iwata:

Ein wirkliches Eintauchen.

Miyamoto:

Ja. Und was Mario angeht ... lassen Sie mich überlegen. Also, ich bekomme tatsächlich ein wenig Herzklopfen, wenn ich die Landungen nach Marios Sprüngen ausprobiere – die Grafiken sind schöner und feiner als je zu vor. Ich weiß noch nicht genau, in welche Richtung es gehen wird – sollten wir eine Kombination mit dem neuen Controller wählen? Oder den neuen Controller als Extrabildschirm einsetzen wie in „Ocarina of Time 3D“? Oder sollte das Spiel nur über den neuen Controller gespielt werden? Für Mario-Spiele gibt es beide Möglichkeiten.

Iwata:

In „New Super Mario Bros. Mii“ können Mario-Spiele jetzt mit Mii-Charakteren gespielt werden.

Iwata Asks
Miyamoto:

Stimmt.

Iwata:

Wie kam es dazu?

Miyamoto:

Na ja ... das haben wir heiß diskutiert. Wenn Spieler zu viert „New Super Mario Bros. Wii“10 auf der Wii-Konsole spielen, sind die Charaktere immer Mario, Luigi, und zwei Toads, und die Leute wundern sich immer, wieso zwei davon Toads sind. 10 New Super Mario Bros. Wii: Ein Actionspiel für die Wii-Konsole, das im Dezember 2009 erschien.

Iwata:

Stimmt, es macht wirklich Spaß, zu viert zu spielen, aber manchmal weiß man nicht, wer wer ist.

Miyamoto:

Oh, ja, stimmt! (lacht)

Iwata:

Man ruft dann Dinge wie: „Wer ist der Toad, der es gerade verbockt hat?“ (lacht) Die Charaktere sind deutlich farblich gekennzeichnet, aber das geht in der Hitze des Gefechts oft unter.

Miyamoto:

Aber wenn wir etwa Prinzessin Peach als vierten Charakter verwenden würden, müssten wir auch das Gameplay an ihre körperlichen Proportionen anpassen, und wenn wir Wario wählen würden, würden die Spieler eine andere Fähigkeit bei ihm erwarten. Allerdings können wir auch nicht alle Spielercharaktere zu Toads machen. Und irgendjemand meinte dann, dass es doch toll wäre, Mii-Charaktere zu verwenden. Ich führe allerdings immer noch Streitgespräche mit mir selbst darüber, ob es wirklich angebracht ist, einen Mii-Charakter als Hauptcharakter in einem Mario-Spiel zu haben! (lacht) Aber ich habe mich dafür entschieden, da ich überzeugt bin, dass unsere Kunden am liebsten mit ihren eigenen Mii-Charakteren spielen würden. Ich hoffe aber, dass sie sich beim Spielen eher als ihr eigener Mario sehen, und nicht als einen Mii-Charakter. Aufgrund der höheren Auflösung kann man die Mii-Charaktere auch dann sehen, wenn sie sehr klein sind. Die Spielweise ist ja bereits bekannt und etabliert: Vier Leute können mit seitlich gehaltener Wii-Fernbedienung spielen.

Iwata:

Das Umfeld hat sich ganz natürlich entwickelt. Mehr und mehr Haushalte verfügen über eine Wii-Fernbedienung pro Familienmitglied und einen HD-fähigen Großbildfernseher. Damit sind immer mehr Leute in der Lage, in einer solchen Zusammensetzung zu spielen. Das lässt sich auch leicht vermitteln.

Miyamoto:

Das glaube ich auch.

Iwata:

Ich habe mich gefragt, wie groß der Vorteil einer höheren Auflösung bei einem Mario-Spiel wäre. Als das Entwicklungsteam mir dann zu ersten Mal einen Prototypen von „New Super Mario Bros. Mii“ zeigte, schienen mir die Vorteile gleich offensichtlich.

Miyamoto:

Ja, allerdings; bei 3D-Spielen fällt das besonders auf.

Iwata:

Man sieht sofort, wer wer ist, selbst wenn der Charakter weit weg ist.

Miyamoto:

Genau, das meine ich. Und bei derartigen seitlich rollenden Spielen kann man auch nur auf dem Bildschirm des Controllers spielen und muss den Fernseher gar nicht benutzen, wenn man alleine spielt. Wenn ein anderes Familienmitglied etwas im Fernsehen sehen möchte, während man spielt, ist das überhaupt kein Problem. Andererseits kann man anderen auf dem großen Bildschirm die eigenen Spielfertigkeiten zeigen. Ich glaube, da warten noch zahlreiche Möglichkeiten und Optionen auf uns.

Iwata:

Aber wie wäre es denn, etwas völlig Neues zu erschaffen? Jetzt, da Wii U soweit erstellt ist, ist es da leichter für Sie, über Derartiges nachzudenken?

Miyamoto:

Hmm ... na ja ... Eigentlich mache ich mir nie Gedanken darüber, was zu tun ist, wenn ich über neue Dinge nachdenke. Ich gehöre zu den Leuten, die glauben, dass es immer neue Dinge geben muss, die man tun kann. Und jedes Mal, wenn ich etwas abschließe, wird angezweifelt, ob ich meine Schöpfungen der Vergangenheit übertreffen kann.

Iwata Asks
Iwata:

So ist es auch, wenn man an einer Serie arbeitet. Dann fragen die Leute, was man denn als Nächstes tun wird, wenn alle Möglichkeiten für Mario oder Zelda ausgeschöpft sind.

Miyamoto:

Genau. Ich sage beim Abschluss eines Projektes immer: „Wir haben alles getan, was wir tun wollten!“

Iwata:

Sie haben alles getan, was Sie in diesem Moment tun wollten, aber es entwickeln sich immer wieder neue Ideen?

Miyamoto:

Ja, ich denke immer, dass es da wieder neue Ideen geben wird. Aber dieses Mal gibt es derart viele mögliche Optionen – da ist es einfach schwierig, das Feld einzuschränken und sich für etwas zu entscheiden.

Iwata:

Ah, Ihr Dilemma besteht also darin, dass zu viele Ideen im Raum kreisen. Wenn Sie sie nicht geschickt eingrenzen, könnten sie sich wieder verflüchtigen. In jüngster Zeit wird es immer schwieriger für Spieleentwickler, zu erkennen, was sie als Nächstes tun sollten, um die Spieler bei Laune zu halten. Bislang scheint der Ansatz darin bestanden zu haben, mehr Inhalte aufzunehmen, um die Spiele dichter zu gestalten, und mehr Menge zu bieten, in der Hoffnung, dass dies die Spieler anspricht. Ich freue mich jetzt schon darauf, zu sehen, welche Methoden Sie entwickeln werden, Mr. Miyamoto. Ich setze große Erwartungen in Sie.

Miyamoto:

Okay, ist angekommen. Ich werde mich bemühen! (lacht)