4. Jedermanns Lieblingsmelodien

Iwata:

Wie würden Sie „Theatrhythm“ erklären, wenn Sie es in wenigen Worten zusammenfassen müssten?

Hazama:

Hmm, das ist knifflig ... Ich schätze, ich würde sagen, dass es sich im Prinzip um ein Final-Fantasy-Musikspiel handelt.

Iwata:

Und ich nehme an, es ist ebenso schwierig, in ein paar Worten zu sagen, warum Sie das Spiel überhaupt machen wollten?

Hazama:

Allerdings! Irgendwie frustrierend! (lacht) Die Werbeposter haben den Slogan „Play Your Memories“.

Iwata:

Einfach ausgedrückt, könnte man also sagen, dass es ein Spiel ist, das Erinnerungen bei jedem weckt, der irgendwann einmal „Final Fantasy“ gespielt hat?

Hazama:

Ja, ich glaube, das trifft es recht gut! (lacht) Und jetzt gibt es übrigens eine neue Demo-Version. Es gibt also wirklich keine Ausrede, es nicht mal auszuprobieren.

Iwata:

Was mir besonders auffällt, ist, dass die Mischung aus Klängen und Grafik wirklich Erinnerungen weckt.

Hazama:

Ja, in der Tat. Zuerst hatte ich nur diese vage Vorstellung, dass ich durch Musik und Video die Emotionen nachempfinden wollte, die beim Spielen eines FF-Spiels entstehen. Aber am Ende haben wir die Erinnerungen und Gefühle unserer Mitarbeiter und sogar der Spieler selbst mit eingebaut, was dem Spiel seine ganz eigene Würze verleiht.

Iwata Asks
Iwata:

Mr. Nomura war Teil des Projektteams. Hat er als Produzent irgendwelche Ratschläge gegeben oder Wünsche geäußert, die sich Ihnen besonders eingeprägt haben?

Hazama:

Na ja, was den Inhalt angeht, hatte er natürlich einiges zu sagen. Aber er hatte auch viele Ideen dazu, wie man den Leuten das Spiel nahebringen könnte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, hat er den Slogan erdacht, den ich eben erwähnt habe. Er hat auch die Verpackung abgenommen und hatte die Idee, die Worte „theatre“ und „rhythm“ zu dem Titel „Theatrhythm“ zu kombinieren.

Iwata:

Das ist sehr eingängig und leicht zu begreifen.

Hazama:

Mr. Nomura hatte auch die Idee, eine Demo-Version herauszubringen. Er sagte: Wenn wir die Leute nur überzeugen können, es auszuprobieren, werden sie schnell sehen, wie gut es ist!“ Er rief mich oft völlig unvermittelt an, wenn er wieder irgendwelche Einfälle gehabt hatte. (lacht)

Iwata:

Ihre Idee scheint ihn schwer beeindruckt zu haben. Sie haben da etwas erstellt, das er wahrscheinlich gerne selber gemacht hätte, und sobald er die Sache gesehen hatte, begann er, seine Ideen vorzutragen und machte mit.

Hazama:

Ich bin unwahrscheinlich dankbar für seine Mitarbeit. Wahrscheinlich gibt es Leute, die sich völlig freie Hand bei der Erstellung eines Spiels wünschen würden, aber mein Hauptziel war ja ein Produkt, das so wirkte, als habe jedermann daran mitgearbeitet. Mir war jeder einzelne seiner Beiträge willkommen – und jeder einzelne hat sich als nützlich erwiesen.

Iwata:

Soweit ich weiß, gibt es auch Musikinhalte, die für das Spiel erworben und heruntergeladen werden können. Können Sie mir erzählen, wie es dazu kam?

Hazama:

Wie schon gesagt, wurden die Melodien durch eine Umfrage ausgewählt; einige Lieder passten allerdings einfach nicht in die Gesamtzusammenstellung. Nach akribischer Gewissensprüfung haben wir diese widerwillig herausgenommen. Außerdem war die Anzahl der möglichen Lieder aufgrund der Speicherbeschränkungen natürlich sowieso begrenzt. Da waren einige schwierige Entscheidungen zu treffen. Gegen Ende der Entwicklung erfuhren wir, dass wir käufliche Inhalte zum Herunterladen bereitstellen können. Damit hatten wir die perfekte Gelegenheit, alle von den Fans ausgewählten Titel zu berücksichtigen. Außerdem wollten wir diese neue Herausforderung unbedingt mit Nintendo angehen.

Iwata:

Stimmt, dies ist der erste Nintendo 3DS-Softwaretitel, für den zusätzliche Inhalte erworben werden können. Ich freue mich schon sehr auf die Reaktionen der Spieler. Wie viele Lieder enthält denn das Spiel selbst eigentlich?

Hazama:

Die genaue Anzahl ist ein Geheimnis, aber es sind über 70 – genug für ein wirklich ausgedehntes Spielvergnügen.

Iwata:

So viele Lieder allein auf dem ROM und dazu noch andere Melodien, die die Spieler sicher ebenfalls ausprobieren wollen? Das zeigt mal wieder, wie viel tolle Musik es in der Geschichte der Serie gab, nicht wahr?

Hazama:

Allerdings. Und es ermöglicht, verschiedene Spiele auf unterschiedliche Weise zu spielen. Wenn man alle Lieder haben will, kann man sich diese besorgen, und wenn man sich auf seine Lieblingsstücke konzentrieren will, kann man auch das.

Iwata:

Das ist immer das Problem bei Musikspielen, oder? Jeder hat einen anderen Geschmack – die perfekte Ausgewogenheit gibt es einfach nicht.

Hazama:

Genau. Unser Hauptanliegen ist es natürlich, ein umfassendes Spielerlebnis mit dem gekauften Spiel im Originalzustand zu ermöglichen. Aber wenn die Spieler nach dem Durchspielen noch weiterspielen möchten und beschließen, einige zusätzliche Titel zu erwerben, freue ich mich natürlich. Bei diesem Spiel kann außerdem die StreetPass16-Funktion verwendet werden, um ProfiCards (Profile Cards) auszutauschen. Über diese können die Spieler andere wissen lassen, welche Lieder momentan ihre Favoriten sind. 16 „StreetPass“ ist eine Funktion, über die man Daten mit anderen Spielern austauschen kann, während man mit seinem System herumspaziert.

Iwata:

Das hört sich interessant an. Sicher hat jeder eine andere Lieblingsmelodie – das sorgt also bestimmt für interessante Diskussionen. Darauf freue ich mich schon!

Iwata Asks
Hazama:

Ja, das ist schon in vollem Gange! Im Büro werde ich ständig gefragt, warum ich diesen oder jenen Song noch nicht habe, und das sorgt immer für lebhafte Debatten! (lacht)

Iwata:

Und… Sagen Sie uns, welches Ihr Lieblingstitel ist?

Hazama:

Ahhh, das ist die große Preisfrage, nicht wahr? Aber wenn ich einen auswählen müsste, wäre es wahrscheinlich „Terra’s Theme“ aus FFVI – von diesem Spiel habe ich ja schon zu Beginn des Gesprächs erzählt.

Iwata:

Ach ja, logisch. Die Melodien, mit denen man sich am stärksten verbunden fühlt, sind diejenigen, die den tiefsten Eindruck hinterlassen haben, nicht wahr? Es ist unglaublich, wenn man sich vorstellt, dass solche Kompositionen so viele Erinnerungen und Diskussionen auslösen können, oder?

Hazama:

Allerdings. Als wir unsere Pläne bei Nintendo vorgestellt haben, war die erste Frage unseres dortigen Verhandlungspartners, ob denn auch das „Rebel Army Theme“17 im Spiel vorkommen würde! (lacht)17 Das „Rebel Army Theme“ ist eine Melodie aus „Final Fantasy II“.

Iwata:

Das war der allererste Wunsch, der geäußert wurde? (lacht)

Hazama:

Ja. Und als ich das hörte, dachte ich: „Dieses Spiel wird super laufen.“ Und das „Rebel Army Theme“ hat es natürlich in die endgültige Version geschafft! (lacht)