4. Mehr als der typische RPG-Soundtrack

Iwata:

Mr. Takahashi, können Sie uns etwas über Ihr ursprüngliches Konzept erzählen, wie der Soundtrack für "Xenoblade Chronicles" gestaltet werden sollte?

Takahashi:

Ich wollte die Musik nicht auf eine bestimmte Richtung oder auf bestimmte Instrumente beschränken. Man kann natürlich verschiedene Möglichkeiten wählen: z. B. nur akustische Instrumente zu benutzen. Aber das führt zwangsläufig zu einem etwas eintönigen Eindruck, finde ich. Deshalb wollte ich bei diesem Spiel eine große Bandbreite von Instrumenten einsetzen. Ich dachte, man könnte ruhig auch klassische Streichinstrumente mit eher elektronischen Klängen kombinieren. Mr. Tomori ist ja eigentlich auch Gitarrist.

Tomori:

Ja, stimmt! (lacht)

Takahashi:

Bei einem RPG gibt es natürlich auch die typischen Kampfszenen. Aber ich wollte dabei Musik und Instrumente so einsetzen, dass sie dieser Atmosphäre bis zu einem gewissen Grad eher entgegenwirken.

Iwata:

Sie wollten also Instrumente einsetzen, die jeweils einen eigenen Klang haben, um einen abwechslungsreicheren Soundtrack zu erhalten?

Takahashi:

Ja, richtig.

CHiCO:

Am Anfang hat uns Mr. Takahashi gesagt, dass es sich nicht wie ein typisches RPG anhören sollte.

Iwata:

Ich verstehe. Aber das ist ja eine ziemliche Herausforderung, nicht wahr?

CHiCO:

Außerdem sagte er manchmal doch: "Macht das auf die gewohnte Art!"

Iwata:

... hm? Fanden Sie das nicht etwas verwirrend, als Sie das gehört haben?

CHiCO:

Wie Sie sich vorstellen können, war meine Reaktion tatsächlich: "... hä?!" (lacht)

Takahashi:

Tja, ich wollte einfach von dem Sound wegkommen, den man immer bei RPGs erwartet. Aber - ohne mich selber loben zu wollen - am Ende habe ich gute Resultate erzielt, denke ich. Jedes Stück, an dem die verschiedenen Team-Mitglieder gearbeitet haben, hat seine eigene Identität, aber wenn man sie alle zusammen anhört, kann man nicht mehr sagen, wer was komponiert hat, finde ich.

Iwata:

Ah, es passt also alles nahtlos zusammen.

Takahashi:

Ja, ich finde, die Musik passt nahtlos in die Spielwelt. Und außerdem ist sie auch noch sehr facettenreich.

Shimomura:

Ich habe mir auch alle Stücke angehört, die Ms. Kiyota und Ace+ komponiert haben, und ich fand sie wirklich großartig. Ich habe ihren E-Mail-Austausch gelesen, wo sie bis ins kleinste Detail alles besprochen und aufeinander abgestimmt haben, und ich weiß, dass es sehr schwierig für sie war, die zusätzlichen Anforderungen umzusetzen, die an sie gestellt worden sind. Ich war wirklich wahnsinnig beeindruckt von ihren Ergebnissen.

Iwata Asks
Iwata:

Sie haben also gemerkt, dass sie beim Schreiben einiger Stücke viele Schwierigkeiten überwunden haben.

Shimomura:

Richtig. Sechs Individuen haben ihre eigene Begeisterung eingesetzt, zusammen alle Differenzen überwunden und gemeinsam die Musik für ein einziges Spiel komponiert. Deshalb macht es jetzt viel Spaß, sich den ganzen Soundtrack anzuhören.

Iwata:

Haben Sie noch etwas hinzuzufügen, Mr. Mitsuda?

Mitsuda:

Ich war ja für das Stück verantwortlich, das im Epilog zu hören ist. Die Musik der anderen Teammitglieder treibt die Handlung der dramatischen Geschichte bis zu diesem Abschluss voran, und deshalb hatte ich es schwer, als ich dieses Stück geschrieben habe, weil ich wusste, dass ich alles zusammenführen musste und die Verbindung zu der vorherigen Musik nicht verlieren durfte.

Iwata:

Ja, Sie wussten ja, dass alle viel Energie in die Arbeit gesteckt hatten.

Mitsuda:

Mir war absolut bewusst, wie hart alle gearbeitet haben, und ich konnte diese unheimliche Energie auch spüren. Ich wusste, dass diese Bemühungen nicht verloren gehen durften, und das habe ich bei der Arbeit an der Musik für den Epilog auch immer im Kopf behalten.

Iwata:

Mr. Takahashi hat ja auch schon gesagt, dass Mi-chan der einzige Mitarbeiter war, dem er den Auftrag geben konnte, den letzten Song zu schreiben. (lacht)

Mitsuda:

Deswegen stand ich ja auch so unter Druck! (lacht) Ich stand zwischen Taka-san auf der einen Seite und der Musik, die das Team geschrieben hatte, auf der anderen Seite. Das war natürlich eine ziemlich unangenehme Situation, aber schließlich hat es mir doch noch viel Freude gemacht, dieses Stück zu schreiben. Ich glaube, das Resultat erfüllt jetzt die Aufgabe, die dramatische Geschichte zu einem runden Abschluss zu bringen. Und ich hoffe wirklich, dass sich die Leute Zeit nehmen, sich die Musik anzuhören.

Iwata Asks
Iwata:

Ms. Kiyota, Sie waren ja sehr intensiv an der Musik beteiligt. Haben Sie vielleicht eine Empfehlung, die Sie besonders hervorheben möchten?

Kiyota:

Ich kann mir vorstellen, dass dies das erste Mal war, dass so viel unterschiedliche Musik - mit jeweils eigener Philosophie dahinter - zusammengebracht und kombiniert worden ist. Deshalb meine ich, dass man sogar verschiedene Welten erleben und genießen kann, wenn man einfach nur die Musik anhört.

CHiCO:

Ich glaube, da haben Sie absolut Recht. So viele Leute haben zusammengearbeitet, um etwas zu produzieren, das so abwechslungsreich ist, und bei dem trotzdem alles gut zusammenpasst. Ich denke, das haben wir der zusammenführenden Arbeit und der Kontrolle von Mr. Takahashi zu verdanken. Das Spiel beginnt mit

Video: einem ruhigen Stück von Ms. Shimomura

Mr. Takahashi, können Sie uns etwas über Ihr ursprüngliches Konzept erzählen, wie der Soundtrack für "Xenoblade Chronicles" gestaltet werden sollte?
einem ruhigen Stück von Ms. Shimomura , dem das Klavier eine besondere Schönheit verleiht. Bei anderen Stücken ist Ms. Kiyota als Sängerin zu hören. Die klingen wunderschön und haben traumhafte Harmonien. Ich bin ja auch Sängerin und habe im Refrain im Hintergrund gesungen. Hiramatsu spielt Keyboard und Tomori Gitarre, es gibt also auch Lieder, die sich wie live gespielt anhören, was den Leuten bestimmt auch gut gefallen wird. Am Ende bringt Mr. Mitsuda dann mit einem atemberaubenden Stück alles zum Abschluss, und wenn ich das Spiel kaufe ... könnte es sein, dass ich weinen muss.

Iwata:

Ms. CHiCO gibt also ihre persönliche Tränen-Rührungs-Garantie! (lacht)

Alle:

(lachen)

Iwata:

Und was meinen Sie, Mr. Tomori?

Tomori:

Ich kann eigentlich nur wiederholen, was die anderen schon gesagt haben. Wir hatten die Aufgabe, Musik zu schreiben, die über den typischen RPG-Soundtrack hinausgeht, und anfangs mussten wir dabei viel ausprobieren.

Iwata:

Es muss sehr schwierig gewesen sein, ohne eine Orientierungsmöglichkeit zu arbeiten.

Tomori:

Das stimmt. Aber am Ende haben wir alle etwas geschaffen, was sich sehr gut verbindet und ich wäre sehr glücklich, wenn die Leute Freude an der Musik haben und sie ihnen gefällt, auch wenn sie etwas anders ist als bei normalen RPGs.

Iwata:

Sie möchten, dass die Spieler auch an den Teilen Freude haben, die sich von anderen RPGs unterscheiden. Okay, kommen wir abschließend noch zu Ihnen, Mr. Hiramatsu.

Hiramatsu:

Als ich mit der Arbeit an der Musik begonnen habe, wollte ich mir ein Bild davon verschaffen, was für einen Eindruck wir vermitteln wollten, also habe ich das Spiel während der Entwicklung gespielt. Zu dieser Zeit gab es nur provisorische Audio-Inhalte, aber die Tiefe der grafischen Darstellungen ist mir wirklich aufgefallen. Als man mir gesagt hat, dass man wirklich zu den Klippen am Horizont laufen kann, wurden mir die Dimensionen und das Gefühl von Weite im Spiel wirklich klar. Das hat mich sehr beeindruckt.

Iwata:

Man kann es sehen, wie man möchte, aber das hört sich wirklich nicht wie etwas an, was ein Komponist normalerweise sagen würde! (lacht)

Hiramatsu:

Tut mir leid! (lacht) Jetzt freue ich mich einfach auf den Moment, wenn das Spiel fertig ist und ich mir den Controller schnappen kann, und mit Herzklopfen in diese Welt eintauchen kann ...

Takahashi:

Gesprochen wie ein echter Zocker! Vielen Dank dafür! (lacht)

Alle:

(lachen)